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Efeu und Wilder Wein

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  Do, 19.06.2014

Ob eine immergrüne Blätterwand oder herbstlich gefärbtes Laub, duftende Blüten oder Obst und Beeren zum Ernten, eine begrünte Fassade sieht gut aus, ist ganz schön nützlich und lässt sich leicht selber realisieren.

Selbst die schäbigste Hütte entwickelt eindrucksvoll romantisches Flair, wenn sie unter dem herbstlich gefärbten Laub eines Wilden Weines oder dem Immergrün eines Efeupolsters verschwindet. Begrünte Fassaden haben eine lange Tradition. Bereits die Römer schmückten ihre Villen mit farbig blühenden Kletterpflanzen. Im Mittelalter wurden Laubengänge und Mauern in Kloster- und Burganlagen mit Reben und Rosen überspannt. Während der Renaissance und des Barocks wurden die Wände von Schlössern und anderen repräsentativen Bauten begrünt. Auch die Architektur der Moderne greift auf Kletterpflanzen als Kontrast zur klaren, ornamentlosen Formensprache zurück.

Natürliche Klimaanlage

Begrünte Fassaden sehen nicht nur gut aus, sie sind auch ganz schön nützlich. So kann eine dichte Blätterwand, die gut gepflegt wird, die Lebensdauer der Fassade verlängern. Bei Regen halten die Pflanzen die Mauer trocken, und bei Sonnenschein schützen sie vor den schädlichen Auswirkungen der UV-Strahlen. Zudem wirken grüne Fassaden als natürliche Klimaanlagen. Michael Graf, Architekt und Fachberater beim Hausverein Schweiz, sagt : « Bei alten Fassaden haben Pflanzen nachweislich einen dämmenden Effekt. Sommergrüne Pflanzen verhindern, dass die Sonne an die Fassade brennt und das Haus aufwärmt. Im Winter, wenn dieser Effekt erwünscht ist, sind die Blätter weg. » Bei immergrünen Gewächsen bildet sich zwischen Gebäudewand und Blättern ein isolierendes Luftpolster, das im Winter die Wärme im Haus hält. Schliesslich verringern die Pflanzen die Vernässung rund um das Fundament des Hauses, indem sie dem Boden Wasser entziehen.

Grün statt grau

Insbesondere in Städten erfüllen begrünte Fassaden eine wichtige Funktion. Sie bringen Farbe in die Strassen und Hinterhöfe und tragen zu einem besseren Klima bei : Die Pflanzen filtern Staubpartikel aus der Luft, erhöhen durch Verdunstung von Wasser die Luftfeuchtigkeit und verhindern gleichzeitig, dass die Temperatur zu hoch wird. « Nach einem Regen wirkt die Blätterwand wie ein duftendes, feuchtes Tuch, das an der Fassade hängt » , sagt Michael Graf. Auch gegen Lärm hilft das vertikale Grün : Die Pflanzen schlucken Schall und mindern Reflexionen in Häuserschluchten. Und natürlich sind begrünte Fassaden auch ökologisch wertvoll : Sie bieten Nistorte und Nahrungsquellen für Insekten und Vögel.

Selber pflanzen

Eine grüne Fassade lässt sich leicht selber realisieren. Die Pflanzen können entweder direkt in den Boden gesetzt oder in einem Topf gezogen werden. Je nach Art rankt sich das Gewächs von dort aus allein oder an Kletterhilfen nach oben. Bekanntester sogenannter Selbstklimmer ist der Efeu ( Hedera helix ) . Aber auch Kletterhortensie ( Hydrangea anomala ) , Kletterspindel ( Euonymus fortunei radicans ) , Trompetenblume ( Campsis radicans ) oder Wilder Wein ( Parthenocissus tricuspidata / quinquefolia ) , dessen Blätter sich im Herbst leuchtend rot verfärben, suchen sich ihren Weg selbst. Bei Selbstklimmern ist jedoch Vorsicht geboten : Sie haften mit Haftscheiben oder feinen Wurzeln am Putz oder am Mauerwerk und können an beschädigten oder mit Dünnputz versehenen Mauern Risse in der Fassade verursachen. Wer Spuren an der Fassade vermeiden will, wählt Pflanzen, die an einer Kletterhilfe emporwachsen : zum Beispiel Hopfen ( Humusus lupulus ) , Glyzine ( Wisteria sinensis ) , Akebie ( Akebia quinata ) , Pfeifenwinde ( Aristolochia macrophylla ) , Weinrebe ( Vitis vinifera ) , Kiwi ( Actinidia chinensis ) oder anderes Spalierobst. Diese Pflanzen ranken beispielsweise entlang von gespannten Drähten, Gittern oder Holzlatten, die je nach Pflanze recht robust sein sollten. Michael Graf sagt dazu : « Glyzinen zum Beispiel entwickeln über die Jahre eine beträchtliche Dicke und wiegen mehrere hundert Kilo, sodass sie eine schwache Aufhängevorrichtung aus der Verstrebung reissen können. » Damit die Pflanzen nicht über Fenster, in Ritzen oder unters Dach wachsen, sollte man ab und zu einen Blick auf sie werfen und sie zurückschneiden.

Auf invasive Neophyten verzichten

Die meisten Pflanzen sind ökologisch unbedenklich. Unter den Kletterpflanzen gibt es aber einige nicht einheimische Sorten, die sich stark ausbreiten und deshalb nicht gepflanzt werden sollten oder gar verboten sind. Insbesondere nicht mehr verwendet werden sollten das Immergrüne Geissblatt ( Lonicera henryi ) , die Gewöhnliche Jungfernrebe ( Parthenocissus inserta ) und der Schlingknöterich ( Fallopia baldschuanica) . Hübsche Alternativen finden sich zuhauf.

Der Autor

Res Mettler

Aus «casanostra» 125

casanostra 125 - Juni 2014

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