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Konflikte beilegen – bevor sie eskalieren

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  Do, 04.04.2019

Im Rahmen seiner «Wachstumsstrategie 2025» hat der Hausverein Schweiz sein Beratungsangebot um eine weitere Facette ergänzt. Neu können sich Mitglieder an ein erfahrenes Mediationsteam wenden, wenn der Haussegen schief hängt. Mediator Michel Wyss erklärt, was das neue Angebot bringt.

Casanostra: Michel Wyss, hat sich der Ton in den Treppenhäusern so verschärft, dass die Uneinigkeit häufiger in Streit ausartet?

Michel Wyss: Ich glaube nicht, dass häufiger und härter gestritten wird als früher. Jedoch hat man in anderen Bereichen gute Erfahrungen damit gemacht, auf die Anrufung eines Gerichts in einem ersten Schritt zu verzichten und sich stattdessen an einen Mediator zu wenden. Gerade mit der wachsenden Popularität der Eigentumsform «Stockwerkeigentum » leben aber unterschiedliche Interessen unter einem Dach. Da kann bei Dissonanzen eine Mediation vermittelnd wirken.

Wirkt damit eine Mediatorin, ein Mediator ähnlich wie ein Friedensrichter?

Ganz und gar nicht. Eine Mediation hat den Konsens zum Ziel. Objektives Recht wird dabei nicht gesprochen, dafür werden auf die subjektiven Bedürfnisse und Interessen betrachtet und es wird so besser auf die einzelnen Parteien eingegangen. Eine Mediation kann helfen, einvernehmliche Lösungen zu finden. Der Friedensrichter hingegen wendet ein kontradiktorisches Verfahren an, welches höchstens annähernd an einen Konsens hinkommt.

Was aber, wenn sich auch in einer Mediation die Lösung nicht finden lässt?

Selbstverständlich wird nicht jeder Mediationsversuch erfolgreich sein. Wenn sie aber gelingt, ist die Mediation ein kostengünstiger Weg, um auszuloten, ob die Fronten wirklich zu stark verhärtet sind oder ob ein Konsens möglich ist, welchen die einzelnen Parteien vielleicht gar nicht mehr sehen. Ist die Situation jedoch auch danach sehr vertrackt und verfahren, steht der juristische Weg nach wie vor offen. Man vergibt sich also nichts, wenn man erst den Weg der Mediation wählt. Im Gegenteil: In vielen Fällen werden sich langwierige, nervenaufreibende und teure juristische Verfahren verhindern lassen. Das ist der Versuch doch allemal wert.

Bei welchen Problemen ist die Mediation das probate Mittel?

In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass es sich fast immer lohnt, über die Mediation als Vermittlungsmöglichkeit mindestens nachzudenken. Ich kenne Fälle, bei welchen sich Bauherrschaften und Bauunterhemer in die Haare gerieten. Oder Streitigkeiten um die Grundstücksgrenze – sehr häufig auch bei Unstimmigkeiten zwischen Mietparteien und Vermietenden.

Wann wird das Mediationsteam aktiv? Wenden sich Mitglieder direkt an die Fachleute?

Das ist eine Möglichkeit; in den meisten Fällen wird ein Mitglied ein Problem jedoch wohl im Rahmen eines Beratungsgesprächs nennen. Die Beraterinnen und Berater wissen um das neue Mediationsangebot und können eine Mediation als geeignete Möglichkeit vorschlagen. Hernach wird im Dialog die geeignete Mediatorin, der geeignete Mediator zugewiesen. Dabei wird das zu lösende Problem im Zentrum stehen – allenfalls auch, aus welcher Landesregion eine Anfrage stammt. Ab und an wird auch eine Co-Mediation mit mehreren GesprächsleiterInnen eine gute Möglichkeit sein, um einen Konflikt beizulegen; alternativ ist auch ein Coaching möglich.

Wichtig ist, dass alle Teilnehmenden bereit sind, eine Lösung zu finden. Bei völlig verhärteten Fronten ist eine Mediation schwierig, da diese auf Freiwilligkeit aller Beteiligten beruht.

Der Autor

Andreas Käsermann

Andreas Käsermann
Journalist

Aus «casanostra» 150

Mediationsteam

Konsens als Ziel

Startschuss: Das unabhängige Mediationsteam besteht aus Fachleuten mit unterschiedlichem Hintergrund: ArchitektInnen, Immobilienfachleute oder Personen mit sozialer Berufserfahrung.

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